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Workshop zu Max Horkheimer mit Dr. Michael Weingarten

8. Juli 2023 · 10:00 - 17:00

Beitragsbild: Max Horkheimer mit Rose Riekher beim 1. Kulturkritiker-Kongress in München (1958)

Workshop mit Dr. Michael Weingarten zum 50. Todestag Max Horkheimers am 7. Juli 1973

Es scheint sich eine Stimmungs- und Problemlage zu wiederholen, die es von den 1960er Jahren bis zum Ende der 1980er Jahre dominierend schon einmal gegeben hat: Auf die drohende Gefahr eines Atomkrieges, die unkalkulierbaren Risiken der Kernkraftwerkstechnologien und die Zerstörung der menschheitlichen Lebensgrundlagen wurde in einer breiten politischen Öffentlichkeit auf die aus der Bibel bekannten apokalyptischen Bilder zurückgegriffen – im Unterschied aber zu den religiösen Texten nicht in der Erwartung einer durch die Zerstörungen einer Apokalypse «neuen und besseren Welt», sondern in der Befürchtung eines absoluten Endes der irdischen Welt, so wie sie bis dahin bekannt war. Die Radikalisierung apokalyptischer Erwartungen losgelöst von der biblischen «Heilserwartung» brachte Intellektuell wie Günther Anders dazu, offen zu Gewalt gegen und die Ermordung von Politikern aufzufordern, die für den Untergang der Menschheit verantwortlich seien. Oder der Religionshistoriker Hans Jonas liebäugelte mit totalitären Diktaturen; denn nur diese hätten die Macht- und Gewaltmittel, vermeintliche Lösungen der Umweltprobleme durchzusetzen. In diesem Sinne zeigt die Selbstbezeichnung «Letzte Generation» auf die biblisch-apokalyptischen Bilder, leiten die Akteure dieser Bewegungen die Notwendigkeit immer radikalerer Protestformen ab und legitimieren diese als «Notwehr». Die staatlichen Instanzen reagieren wie üblich mit ebenfalls zunehmend härterer Gewalt und strafrechtlichen Sanktionen – und gerade dieses Vorgehen des Staates gegen berechtigte Forderungen der Demonstrierenden findet in der Öffentlichkeit große Zustimmung.

Max Horkheimer scheint auf den ersten Blick eine ähnlich apokalyptische Position zu vertreten, wenn er sagt, man müsse theoretisch Pessimist sein und das Schlimmste erwarten. Aber, so fügt er sofort hinzu, um dann politisch und praktisch Optimist zu sein – was nichts anderes heißt, als «das Gute» zu versuchen und das theoretisch erwartete Schlimmste in der Praxis zu verhindern und zu verändern. Unter dem Titel «Vielfachkrise» soll diese von Horkheimer angebotene Alternative herausgearbeitet, auf ihre politische Relevanz hin überprüft und in ihrer Tragfähigkeit für unsere doch ganz andere Gegenwart diskutiert werden.

Ein Reader mit Texten von Max Horkheimer, Günther Anders und Hans Jonas sowie dem Ablauf des Workshops wird  an die angemeldeten Teilnehmer:innen verschickt.

Michael Weingarten, Philosoph mit den Arbeitsschwerpunkten Dialektik, Sozialphilosophie, politische Philosophie sowie Theorie und Geschichte gesellschaftlicher Naturverhältnisse. Bis zur Verrentung 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Stuttgart sowie Honorarprofessor an der Universität Marburg.

Eintritt frei 

Anmeldungen: bawue@rosalux.org 

Details

Datum:
8. Juli 2023
Zeit:
10:00 - 17:00
Veranstaltungskategorien:
,

Veranstaltungsort

Club Voltaire
Haaggasse 26b
Tübingen, 72070 Deutschland
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Veranstalter

Club Voltaire in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung