Denk!?Mal

Künstlerische Interventionen

Mit seiner neuen Reihe «Denk!?MalKünstlerische Interventionen» will der Club Voltaire die Tübinger Vergangenheitspolitik weiterentwickeln: Die bisher dominierende kognitiv-informierende Befassung mit ethisch problematischen Zeugnissen der Vergangenheit – Denkmäler, Plastiken, Tafeln – ergänzen wir um eine künstlerisch-kreative Dimension der Auseinandersetzung: Künstlerische Interventionen ermöglichen es dem Publikum, Brüche und Widersprüche sinnlich zu erfahren und im Dialog mit den Künstler:innen und ihrer Performance die individuelle Wahrnehmung des problematisierten Zeugnisses im öffentlichen Raum zu prüfen und zu verändern.

Die Möglichkeit zur greifbaren Erfahrung der Vergangenheit in der eigenen Lebenswelt und das Erlebnis einer öffentlichen und diskursiven künstlerisch-kreativen Auseinandersetzung mit den historischen Zeugnissen wird für unsere Gesellschaft umso wichtiger als die medialen Erfahrungs- und Informationswelten zunehmend von Alternativen Fakten, Bots, Augmented Reality, Virtual Reality und künstlichen Intelligenzen beeinflusst werden. Gleichgültig, wie der einzelne Mensch zum jeweiligen Zeugnis steht: Das Zeugnis ist kein Fake. Es ist ein unübersehbares Beweisstück, dass Tübingen nicht immer schon weltoffen, pluralistisch und demokratisch war, dass viele Tübinger:innen überzeugte Nationalist:innen, Nationalsozialist:innen, Rassist:innen, Militarist:innen oder antidemokratisch Gesinnte waren – und dass sie keinerlei Scheu hatten, das offen und an prominenter Stelle zu dokumentieren.

Der Club Voltaire ermuntert die Tübinger Kunst- und Kulturschaffenden, integrale Akteur:innen der Tübinger Vergangenheitspolitik zu sein und mit ihren künstlerischen Interventionen zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem zu vermitteln.

Ausgehend von Zeugnissen der Tübinger Pfade zur Geschichte, zur Kunst und zur Literatur (z.B. Silcher-Denkmal, Evangelistensymbole an der Stiftskirche, die Läufer an der Rückseite der Neuen Aula, Gedenktafel und Ehrenmal an der Thiepval-Kaserne, Bismarckturm, …) lädt der Club Voltaire jährlich Tübinger Künstler:innen ein, sich mit einem ethisch problematischen Zeugnis künstlerisch-kreativ auseinanderzusetzen. Das Ergebnis – in Form einer Aufführung, Performance, Installation, etc. – wird am Ort des Zeugnisses öffentlich präsentiert. Anschließend diskutieren die Künstler:innen mit dem Publikum über ihr Werk und die zugrundeliegende Auseinandersetzung mit dem Zeugnis.

Den Auftakt zur Reihe «Denk!?MalKünstlerische Interventionen» machen Thomas Maos und Silvia Pfändner: Sie setzen sich mit ihrer Performance «silchern» kritisch-kreativ mit dem Silcher-Denkmal auf der Platanenallee auseinander, über dessen Verbleib oder Entfernung seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert wird.