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Die Märtyrerin. Elises Zeitzeugnis

7. November 2023 · 20:00

Eine musikalisch-performative Lesung von und mit Isa Etienne Flaccus & Anna Gaide

„Die Märtyrerin. Elises Zeitzeugnis” erzählt ein abenteuerliches und bewegendes Frauenschicksal einer deutschen Migrantin und setzt sich mit einer Zeit voller Rollenbilder und Ansichten auseinander, die heute einfach nur noch absurd erscheinen – und doch aktueller sind, als es auf den ersten Blick scheint.

Elise Herold ist im Mai 1912 mit ihrem Mann Friedrich ins südamerikanische Peru ausgewandert. Nach der kurzen, stürmischen Verliebtheitsphase folgen Ernüchterung, Enttäuschung und schließlich Verbitterung. Die Ehe wird zum Desaster, das berufliche Projekt der Bierbrauerei scheitert. Elise wird von ihren Kindern getrennt, verliert ihren Besitz und schließlich auch ihre Gesundheit.
Als Gefangene gesellschaftlicher Frauenbilder, aber auch einer selbst auferlegten Opferrolle, gelingt es ihr nicht, sich aus der Fremdbestimmtheit durch die Männer in ihrem Umfeld zu befreien und ihre Wünsche zu verwirklichen. Anhand der Briefe an ihre Schwester und später an ihre älteste Tochter wird Elise, durch die Schauspielerin Isa E. Flaccus verkörpert, zum Leben erweckt. Respektvoll, aber auch kritisch geht die szenische Lesung Elises Denken, Fühlen und Handeln auf den Grund. Der Abend wird musikalisch untermalt von der Musikerin Anna Gaide und ihrem diatonischen Akkordeon.
Anna Gaide ist die Urenkelin von Elise Herold. Elise hinterließ Hunderte von Briefen, die zwei ihrer Enkelinnen in jahrelanger mühevoller Arbeit aus der Kurrentschrift transkribiert haben. Anna Gaide und die Schauspielerin Isa E. Flaccus übernahmen die anspruchsvolle Aufgabe, das umfassende Material auf einen Bruchteil zu kürzen und zu einer runden „Erzählung“ zusammenzuführen.

Elise ist vor über hundert Jahren voller Hoffnungen von Baden-Württemberg nach Peru ausgewandert. Dort nahm ihr Schicksal eine tragische Wendung. Die Inszenierung ist eine Reise ins damalige Peru und zum „Pioniergeist” eines patriotischen Paares, das ein „primitives” Land „zivilisieren” wollte. Aber auch eine Reise zu Elises geliebtem Garten, den sie in der alten Heimat zurückließ. Welche Fragen hat sich Elise damals gestellt? Wie aktuell sind sie heute noch? Wie hat sich die Rolle der Frau seither geändert? Die Märtyrerin erzählt, kritisch und neugierig, Elises Geschichte anhand von Briefen. Briefen von Elise. Briefen, die auf der Bühne gelesen werden. Live begleitet von eigens dafür komponierter Musik.

Isa Etienne Flaccus, geboren 1987 in Neunkirchen (Saar), absolvierte nach einem Bachelor in Sozialwissenschaften und Philosophie ihre Schauspielausbildung an der Theaterakademie Sachsen. Sie sammelte Erfahrungen in der freien Szene Berlin und Leipzig, u. a. in dem von ihr initiierten Projekt Die Zofen. Es folgten drei Jahre Festengagement am Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz. Als Gast spielte sie daraufhin an der Deutschen Bühne Ungarn.
Anna Gaide wurde 1983 in Stuttgart geboren. Die hauptberufliche Übersetzerin lernte 2015 bei einem Frankreich-Aufenthalt das diatonische Akkordeon kennen und spielt dieses Instrument seither mit großer Leidenschaft. In der Coronazeit begann sie zu komponieren und schrieb allein in den Jahren 2020 und 2021 über 50 Stücke. Ihre Kompositionen waren Teil des musikalischen Rahmens für den vom TheaterPACK inszenierten Sommernachtstraum im Sommer 2020. Sie ist Teil der Bands Lunesk und Chamelles de Bois, die beide auf französische Tanzmusik (Balfok) spezialisiert sind.

Eintritt: zwischen 7,- und 15,- Euro, je nach eigener Einschätzung

Kartenvorbestellung über reservierung@club-voltaire.net

 

Man wollte schon ob mir sagen
Ich hätte nur wenig Gemüt
Was ahnen, was wissen sie alle
Was rief mir im Innersten glüht?
Was von dem Ringen u. Streben
Das durch die Seele mir geht
Was von den heissen Wünschen
Für die ich Erhörung erfleht.
Was von dem ewigen Sehnen
Nach Mutterlieb und -treu
Das in so vielen Stunden
Im Herzen wird mächtig und neu.
Was von dem grossen Verlangen
Einmal verstanden zu sein
Und Grosses und Edles zu legen
In viele Herzen hinein?
Wohl trage ich nach aussen
Mehr Stolz als vielleicht gut
Mein bestes Fühlen und Denken
Doch in der Tiefe ruht.
Da liegt es, wohl geborgen
Doch immer sturmbewegt
Gleich einem tiefen Strome
Der nach Befreiung strebt.
Und würde die Stunde kommen
Wo man versteht mich ganz
Dann sollten die Lieder tönen
In reinerem, vollerem Glanz.
Elise Herold

Details

Datum:
7. November 2023
Zeit:
20:00
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Club Voltaire
Haaggasse 26b
Tübingen, 72070 Deutschland
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Veranstalter

Club Voltaire