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Arbeiterbewegung von rechts?

4. Februar 2020 · 20:00 - 22:00

Vortrag/Diskussion mit PD Dr. Karina Becker (Universität Jena)

Derzeit lässt sich in zahlreichen frühindustrialisierten Ländern ein Aufstieg rechtspopulistischer Formationen beobachten. Rechtspopulistische Parteien rekrutieren ihre Wähler*innen grundsätzlich aus allen Klassen und Schichten der Bevölkerung. Auffällig ist jedoch, dass sie bei Arbeiter*innen auf überdurchschnittliche Zustimmung stoßen. Um zu erklären, wie die hohe Akzeptanz der völkischen Rechten unter Arbeiter*innen – auch gewerkschaftlich organisierten – zu erklären ist und ob es sich dabei gar um eine Arbeiterbewegung von rechts handelt, wird auf das Konzept von Arbeiterbewegungen Marx‘schen und Polany‘schen Typs zurückgegriffen.

Erstere sind Ausdruck eines kollektiven Handelns, das auf eine Verbesserung der Lebensverhältnisse zielt und sich gegen ungerechten Verteilungsverhältnisse zugunsten der oberen Klassen richtet. Ihre Voraussetzung sind allerdings durchsetzungsfähige Akteure (Gewerkschaften, Parteien), die eine reale Perspektive für kollektive Verbesserungen bieten können. Arbeiterbewegungen Polany‘schen Typs klagen hingegen primär den Schutz des eignen Lebensstandards vor einer diffusen Marktmacht ein und verbinden soziale Forderung häufig mit der Abwertung anderer Gruppen. Anders als solidarisches Klassenhandeln, kommt dieser Bewegungstyp ohne mühsame Prozesse der gemeinsamen solidarischen Organisation aus. Der völkische Populismus wird im Vortrag als Bewegung Polany‘schen Typs, als eine Art imaginäre, konformistische Revolte in Opposition weit getriebenen Marktsteuerung von Erwerbsarbeit interpretiert.

Ausgehend von der Analyse sollen Möglichkeiten diskutiert werden, um legitime Forderungen nach sozialer Sicherheit mit einem nicht-ausgrenzenden, verbindenden Handlungsansätzen zu begegnen, die die immunisierend gegen den völkischen Populismus wirken können.

PD Dr. Karina Becker studierte Soziologie, Psychologie und Geschichte. Sie führte zahlreiche Untersuchungen zu prekären Arbeitsformen wie Leiharbeit durch. Seit 2016 ist sie ist wissenschaftliche Geschäftsführerin am DFG-Kolleg Postwachstumsgesellschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Im Rahmen ihrer Habilitation untersuchte sie mit einer Arbeitsgruppe an der Uni Jena weshalb rechtspopulistische Formationen bei Arbeiterinnen und -arbeitern überdurchschnittlichen Anklang finden und wie sich dieser autoritären Revolte wirksam begegnen lässt.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kooperation mit der VVN-BdA Tübingen-Mössingen, dem Promotionskolleg «Rechtspopulistische Sozialpolitik und exkludierende Solidarität» 

Details

Datum:
4. Februar 2020
Zeit:
20:00 - 22:00

Veranstaltungsort

Club Voltaire
Haaggasse 26b
Tübingen, 72070 Deutschland

Veranstalter

Rosa-Luxemburg-Stiftung

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